Tischgespräche

Tischgespräche – Essen ist mehr

Tischgespräche

Der Schauspieler Walter Matthau bringt mit dem folgenden Zitat etwas Wichtiges auf den Tisch. Es geht nämlich nicht nur um die physiologische Qualität der verzehrten Lebensmittel und Mahlzeiten. Tischgespräche sind für das gute Leben weitaus wichtiger, als die naturwissenschaftlichen Ernährungswissenschaften uns glauben machen möchten.

Für ein gutes Tischgespräch kommt es nicht so sehr darauf an, was sich auf dem Tisch, sondern was sich auf den Stühlen befindet.
– Walter Matthau –

Ernährung oder Essen?

In unserer naturwissenschaftlich ausgerichteten Kultur wird die Qualität von Lebensmitteln und Mahlzeiten meist damit begründet, dass die „richtigen“ Inhaltsstoffe in angemessenen Anteilen enthalten sind. Manch progressive Ernährungsberater*in geht ein Stück weiter und bezieht weitere Aspekte mit in die Überlegungen und Urteile ein. In letzterem Fall sind wir schon von der reinen „Ernährung“ zur Kulturpraktik des Essens übergegangen.

Kulturpraktik „Essen“

Bei der Kulturpraktik des Essens geht es im Gegensatz zur reinen Ernährung auch um die Art und Weise zu essen (zum Beispiel intuitiv oder achtsam). Zudem werden Genussaspekte mit in die Überlegungen einbezogen. Die Genussaspekte, die bestimmte Speisen auslösen sind jedoch nicht rein selbstbezogen. Bei der Kulturpraktik des Essens geht es vor allem um unser menschliches Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und Resonanz.

Tischgespräche und Genuss

Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass Genuss, Soziales und Lebensqualität eng miteinander verschränkt sind. Wie in der Madeleine-Geschichte von Marcel Proust literarisch eindrucksvoll dargelegt, sind Lebensmittel und Speisen bestens dazu geeignet, Erinnerungen und Gefühle in sich zu konservieren.
Der Genuss eines Gebäckstücks kann dann, wie bei Proust, die Erinnerung an einen geliebten Menschen wecken.

Sinn stiftende Tischgespräche

Die gute Kommunikation, die Sinn stiftenden Tischgespräche beim Essen können in diesem Sinne sogar als gesundheitsförderlich betrachtet werden.
Dem gegenüber gibt es wohl kaum etwas, was der Laune und vermutlich auch der Gesundheit abträglicher ist, als mit einem Haufen Langweiler oder Pedanten am selben Tisch speisen zu müssen. Letzteres treibt einen zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit  in den Wahnsinn.

Fazit:

Kurzum: Das, was sich auf den Stühlen befindet, ist sowohl für die Qualität der Tischgespräche als auch für die Entwicklung von subjektiven Genusserfahrungen entscheidend. Lebensmittel und Speisen, die sich auf dem Tisch befinden, sind der kleinere Teil des guten Lebens. Die entscheidenden Teile sind erstens, dass wir genug zu essen haben und zweitens unsere Tischgesprächspartner*innen.

Praktische Übung:

Wenn du magst, schließe jetzt deine Augen und fühle in dich hinein, mit welchen sozialen Erfahrungen dein Lieblingsessen verknüpft ist.