Selbstwirksamkeitserwartung

Selbstwirksamkeitserwartung

Selbstwirksamkeitserwartung

Letzte Woche habe ich mit dir das Konzept der Salutogenese (Salus=Gesundheit/ Wohlbefinden; Genese= Entstehung) geteilt. Heute möchte ich dir die Idee der Selbstwirksamkeitserwartung näher bringen. Salutogenese und Selbstwirksamkeitserwartung sind eng miteinander verbunden. In meinen Augen ist die Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung eines Klienten der wesentliche Bestandteil des langfristigen Behandlungserfolgs einer Ernährungsberatung. Mehr dazu und drei Tipps mit denen Du deine Selbstwirksamkeitserwartung steigern kannst, gibt´s im heutigen Blogbeitrag :-)

Selbstwirksamkeitserwartung: Definition

Der kanadische Psychologe Albert Bandura beschäftigte sich intensiv mit der Frage, was einige Menschen besser als andere dazu befähigt neuartige und schwierige Aufgaben mit Begeisterung und Engagement zu lösen. Er fand heraus, dass die kognitiven Fähigkeiten nicht den ausschlaggebenden Punkt für die Fähigkeit zur Problemlösung darstellt. Bandura prägte im Laufe seiner Forschungsarbeiten den Begriff der Selbstwirksamkeitserwartung mit folgender Definition: 

„Die Überzeugung einer Person, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können.“

Positive Selbstwirksamkeitserwartung verstehen

Um den Begriff besser zu verstehen, betrachten wir gemeinsam die Auswirkungen einer hohen und einer niedrigen Selbstwirksamkeitserwartung. Ein Kleinkind, nennen wir es Franz, entwickelt durch seine individuellen Erfahrungen bestimmte Überzeugungen über sich selbst. Im Laufe seines Lebens verfestigen sich diese Überzeugungen zu unbewussten Glaubenssätzen. So glaubt Franz schon seit er klein ist, dass er unglaublich begabt in Mathe sei.

Begeisterung hilft

Bereits vor der Schulzeit wurde er stets von seinen Eltern eingeladen und ermutigt, seinem Können angemessene Matheaufgaben zu lösen. Franz hatte damals so viel Spaß, dass er auch in der Schule begeistert weiter rechnete. Nun in der 12. Klasse steht er kurz vor einem naturwissenschaftlichen Abitur und möchte etwas mit Mathematik studieren. Seine positive Selbstwirksamkeitserwartung im Bereich der Mathematik hat sich von Klein-Auf durch Erfolgserlebnisse weiter aufgebaut. 

Negative Selbstwirksamkeitserwartung verstehen

Bei Franz läuft leider nicht alles optimal. So wie bei uns allen. Als Franz 20 Jahre nach seinem Abitur seinen körperlichen Zustand betrachtet, ist er unzufrieden. Sein Job als Ingenieur macht ihm immer noch Spaß, aber er sitzt größtenteils am Computer. Er hat Rückenprobleme und Übergewicht entwickelt. Franz hat noch nie gerne Sport gemacht. Er war immer besser im Denken als im Fußball. Er hat sich in den letzten zehn Jahren in fünf verschiedenen Fitnessstudios angemeldet und war insgesamt 20 Mal da. Auch an seiner Ernährung hat er schon versucht zu arbeiten. Doch jeder Diät-Versuch war von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Er glaubt selbst gar nicht daran, gesund leben zu können. Im Bereich seiner eigenen Fähigkeiten zur Gesundheitsförderung hat Franz eine denkbar schlechte Selbstwirksamkeitserwartung. 

Unser Gehirn

Das Feld der Gehirnforschung ist durch bildgebende Verfahren und weitere technologische Fortschritte in den letzten Jahrzehnten zum dem Schluss gekommen, dass unser Gehirn weitaus plastischer (=veränderungsfähiger) ist, als wir das lange angenommen haben. Und das auch noch im hohen Alter. Ob Franz nun kompetent genug ist, das Feld der Mathematik zu meistern liegt also höchstwahrscheinlich nicht nur sondern an seinen Genen sondern auch an seinen Erfahrungen. Andersherum ist seine Inkompetenz, seinen Körper in Form zu halten auch nicht rein angeboren, sondern erlernt.

Selbstwirksamkeitserwartung stärken

Was wir mit unserem plastischen Gehirn erlernt haben, können wir auch umlernen. Auch Franz kann noch lernen sich gesünder zu ernähren und eine Sportart finden, die ihn begeistert. Dafür müsste Franz das selber wollen. Wenn er sich intrinsisch dafür entscheidet an seinen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zu arbeiten hat er die folgenden drei Möglichkeiten um seine eigenen Selbstwirksamkeitserwartungen zu stärken:

Von kleinen-, zu großen Erfolgserlebnissen

In den Bereichen, in denen wir uns selbst als kompetent einstufen, haben wir meistens von früh an positive Lernerfahrungen gemacht. Am Anfang machten wir ganz kleine und später teilweise riesige Schritte. Wir müssen aber stets mit den kleinen Schritten beginnen. Wenn Franz also vom aktuellen Status-Quo (5x Fastfood/ Woche) aus, eine kleine Verbesserung etablieren kann (4x Fastfood/ Woche) und stattdessen ein Mal pro Woche frisches Gemüse isst, dann ist das der erste Schritt. Jeder Schritt sollte positiv empfunden werden. Damit kommen wir zu Möglichkeit zwei:

Emotionen neu bewerten

Wir können beginnen, unsere Emotionen neu einzustufen. Wenn wir die ersten Schritte planen und gehen, kommt es uns teilweise zu leicht vor. Dadurch stufen wir unsere eigene Leistung als nicht Ernstzunehmen ein und empfinden kein Erfolgserlebnis beim Erreichen unseres Zwischenziels. Das sollten wir unbedingt verändern, weil in dem guten Gefühl des Erfolgs liegt die Kraft, die Du brauchst um die nächsten, größeren Schritte zu gehen.

Von Vorbildern lernen

Eine dritte, sehr mächtige Möglichkeit ist die Orientierung an Vorbildern. Es gibt dieses geflügelte Wort:

„Du bist die Kombination der fünf Menschen, mit denen Du die meiste Zeit verbringst.“

Ich glaube, dass zusätzlich die Intensität der Begegnungen mitentscheidend sind, aber der Kernaussage stimme ich zu. Wenn wir lernen wollen gesünder zu leben, sollten wir Zeit mit Vorbildern verbringen, die dieses Kunststück hinbekommen. 

 

Quellenangaben:

https://www.pedocs.de/volltexte/2011/3930/pdf/ZfPaed_44_Beiheft_Schwarzer_Jerusalem_Konzept_der_Selbstwirksamkeit_D_A.pdf

https://www.psychomeda.de/lexikon/selbstwirksamkeit.html

Gerald Hüther – Was wir sind und was wir sein könnten