Leib und Seele – Hippokrates von Kos
Den Leib soll man nicht schlechter behandeln als die Seele.
– Hippokrates von Kos (460 – etwa 377 v. Chr.)
Das vermaledeite Jahr 2020 liegt endlich hinter uns. Aber eins hat sich im Jahr 2021 kaum verändert: Viele Menschen setzen sich wieder „gute“ Vorsätze. Viele dieser Vorsätze beziehen sich darauf, anders zu essen und abzunehmen. Endlich soll alles anders werden. Frei nach dem Motto: „Über Silvester zu einem anderen Menschen werden“, versuchen viele sich endlich mal „besser zusammenzureißen“. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob wir bei unseren guten Vorsätzen Leib und Seele gleichermaßen berücksichtigen.
Leib und Seele
„Den Leib sollte man nicht schlechter behandeln als die Seele.“ – An dieser Idee des antiken griechischen Arztes Hippokrates von Kos sollten wir uns vielleicht mal ein Beispiel nehmen. Aber stattdessen herrscht am Jahresanfang 2021 wieder Diät-Hochkultur. Statt seine Achtsamkeit auf die eigenen Bedürfnisse zu richten, wird Selbstdisziplin gefordert.
In meiner Wahrnehmung wechseln sich jedoch die gesellschaftlichen Wahrnehmungen bezüglich der Möglichkeit und Unmöglichkeit von Selbstdisziplin ab. Während zum Jahresanfang die Idee der guten Vorsätze samt umfassender Persönlichkeitsveränderung dominiert, werden irgendwann im Frühjahr wieder die gegenteiligen Floskeln ausgepackt.
„Ich bin halt einfach wer ich bin…“
… wird dann resigniert.
Leib und Seele Gewalt antun
Richtung Sommer gibt’s dann wieder strikte Diätvorschriften und wenn die Klamotten wieder länger werden, werden diese Vorschriften erneut über Bord geworfen. Und jährlich grüßt das Murmeltier…
Klar, jeder Mensch hat das Recht sich so zu verhalten. Ich möchte niemandem absprechen, sein Jahr alternierend von extremer Selbstdisziplin und vollständiger Disziplinlosigkeit bestimmen zu lassen. Ehrlich gesagt, habe ich jahrelang selbst so gelebt.
Aber tun wir mit diesem Wechsel zwischen Enthusiasmus und Resignation nicht sowohl unserem Leib als auch unserer Seele Gewalt an? Wir können doch anders! Wir können zum Beispiel akzeptieren, wie wir sind. Sowohl unseren Leib, als auch unsere Seele, auch wenn dazu vielleicht Gelüste gehören, die irrational erscheinen.
Neue Blickwinkel
In Zeiten der Corona-Krise lassen sich ganz neue Blickwinkel einnehmen. Wir können zum Beispiel unserer einmaligen Lebenssituation, die wir in Deutschland genießen, mehr Wertschätzung und Dankbarkeit entgegenbringen. Denn wir dürfen mit Geduld und vollem Magen auf die weltweiten Entwicklungen der Pandemie schauen. Alles, was uns jetzt noch zum guten Leben fehlt, ist achtsame Wertschätzung.
Eine achtsame, wertschätzende Einstellung dem eigenen Leib, der eigenen Seele und dem Leben insgesamt gegenüber, entsteht jedoch nicht über Neujahr. Aber Achtsamkeit kann gelernt und das gute Leben gestaltet werden.
Leib und Seele – wirklich gute Vorsätze
Gute Vorsätze sind ja nicht per se falsch. Ganz im Gegenteil. Es ist doch super, sich etwas vorzunehmen und die selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Aber vielleicht gibt es ja bessere Ziele als „20 Kilogramm in 3 Wochen verlieren – garantiert ohne Beinamputation“. Möglicherweise findest Du ja dieses Jahr Ziele, die sowohl deinem Leib als auch deiner Seele dienlich sind.
Du lässt ja auch nicht den Nachbarsjungen dein Auto reparieren, oder?