Genuss beim Essen

Genuss beim Essen

Genuss beim Essen

Eine gesundheitsförderliche Ernährung ist wichtig. Das ist in unserer Gesellschaft eine „Tatsache“, die selten in Frage gestellt wird. Aber subjektiv weiß niemand ob sich langfristig angelegte Strategien lohnen. Es kann einem jederzeit ein Klavier auf den Kopf fallen und dann im letzten Moment daran denken zu müssen, dass man eben auf den leckeren Schokoriegel verzichtet hat, ist bestimmt richtig unangenehm. Im heutigen Blogbeitrag möchte ich ein wenig über das Zusammenspiel von Genuss und Gesundheit philosophieren. Jeder der Lust hat mit zu philosophieren, ist herzlich eingeladen.

Genießen oder gesund ernähren?

Gesunde Ernährung“ klingt nach Askese. „Lecker essen“ klingt hedonistisch. Die Worte mit denen wir unsere Nahrungsaufnahme beschreiben, bestimmen wie wir unser Essen wahrnehmen. Für viele Menschen, mit denen ich beruflich und privat über die Themen Ernährung und Essen gesprochen habe, stehen sich Genuss und Gesundheit unterbewusst diametral gegenüber. Meiner Ansicht nach liegt der Grund für diese Ansicht in einem unvollständigen Verständnis in unserer Gesellschaft von gesundheitsförderlichem Essen und wertschätzendem Genießen.

Die Sicherheit des Todes

„Die Sicherheit des Todes und die Unsicherheit seines Zeitpunkts“ beschreibt den menschlichen Konflikt zwischen Hedonismus und Askese. Wir scheinen in unserem modernen Leben ständig nach einer Balance zwischen Genuss und Disziplin suchen zu müssen. Denn die Genussmöglichkeiten sind schier unendlich und zu viel Genuss kann ja sehr ungesund sein, nicht wahr?

Genuss ist gesundheitsförderlich

Man kann argumentieren, wie es Philosophie-Professor Robert Pfaller tut, dass Genuss immer ein ungutes Element beinhaltet. Aus eigener Erfahrung muss ich dem allerdings teilweise widersprechen. Ein gesundheitsförderliches und gleichzeitig leckeres Essen kann sehr genussvoll sein. Ein Spaziergang oder eine Laufeinheit mit guten Gesprächen ist reiner Genuss und sehr gesund für Körper, Geist und Seele. Gute Musik kann das Leben bereichern ohne negative Elemente zu beinhalten. Es scheint darauf anzukommen, aus welchen Blickwinkeln man Genuss und sein Leben betrachtet. 

Was denkst Du, ist Genuss nur beim Unguten möglich?

Genießen heißt wertschätzen 

Bin ich selber im Stress und mit meinen Gedanken ständig bei meinen materiellen Bedürfnissen, fällt es mir schwer mein Essen und mein Leben zu genießen. Nehme ich mir dagegen die Zeit mein Essen zuzubereiten und in Ruhe zu essen, kann ich tiefe Dankbarkeit dafür empfinden. Dann fällt mir auf, was für ein großes Glück es ist, im ersten Jahrtausend der Menschheitsgeschichte zu leben, in dem ein Großteil der Menschen genug zu essen haben. Dass ich unglaubliches Glück habe, heutzutage in Deutschland zu leben. Dann merke ich, dass Genuss, Wertschätzung und Dankbarkeit Hand in Hand gehen. 

Genuss zum Stressabbau

Den Genuss, den Herr Professor Pfaller anspricht, kenne ich allerdings auch. Die Art Bedürfnisbefriedigung, die als kleine Schwester der Sucht bezeichnet wird. Die Art von Bedürfnisbefriedigung, die man nach einem stressigen Tag zu brauchen meint. Das Bier, der Wein, die Zigarette, das Glücksspiel und so weiter. Die Art von Bedürfnisbefriedigung, die zwangsweise ein negatives Element enthält. Verbunden mit einem schell verfügbaren Hormoncocktail, den unser Belohnungssystem liebt.

Zwei Arten von Genuss

Dr. Pfaller spricht davon, dass auch das Zeit-Nehmen bereits das Ungute beinhalten würde, weil unsere Leistungsgesellschaft diese Form von Selbstsorge untersagt. In seiner Argumentation kommen wir nicht um dieses Ungute herum. Möglicherweise hat er damit Recht. Allerdings habe ich bei achtsamer Selbstbeobachtung das Gefühl, dass es einen großen Unterschied zwischen diesen zwei Arten des Genießens gibt.

Die „ungute“ Art zu Genießen

Die Art des Genusses, der davon lebt, dass er überschwänglich ist, hat Herr Dr. Pfaller hervorragend analysiert. Diese Art zu genießen funktioniert so schnell und zuverlässig. Sie ruft bereits durch die Vorfreude positive Emotionen hervor. Endlich mal wieder feiern, die Sau rauslassen, nicht an morgen denken, dem Schicksal ein Schnippchen schlagen. Diese „ungute“ Art zu genießen gehört zum Leben dazu und bereitet einfach Freude.

Diese „ungute“ Art von Genuss lebt von der Verausgabung.

Die „gute“ Art zu genießen

Aber was ist dieses Gefühl, dass man zum Beispiel bei einer spannenden Arbeitsaufgabe, beim Lesen eines guten Buches oder beim Sport erlebt? Vollständig in seinem Element aufzugehen, eine sogenannte Flow-Erfahrung haben, ist das nicht auch Genuss? In solch einem Moment lässt sich ja durchaus das Gefühl des subjektiven Genießens mit gesundheitsförderlichen Aktivitäten, Produktivität und Lernen verbinden.

Wäre es vermessen, diese Art des menschlichen Erlebens als „gute“ Art des Genießens zu bezeichnen?

Genuss beim Essen

Auch beim Essen scheinen mir beide Arten des Genusses möglich zu sein. Wobei hier die Argumentation von Herrn Dr. Klotter zum Tragen kommen könnte, dass Essen stets ein oral-sadistisches Element trüge. In dieser Sichtweise ist Essen stets mit der Vernichtung von Lebendigem verbunden. Wir entkommen diesem Kreislauf nicht. Selbst wenn wir vegan leben, müssen Pflanzen für uns vom Erdboden getilgt werden. Der Genuss beim Essen scheint somit stets ein ungutes Element zu tragen, wobei wir ja gesellschaftlich durchaus einen Unterschied machen zwischen der Komplexität der zu vernichtenden Lebensformen.

Veganismus vs. Kannibalismus

Diese Betrachtung scheint vielleicht sehr drastisch, aber wir sind uns ja vermutlich durchaus einig, dass es unethisch wäre, einen anderen Menschen zu essen. Unsere gesamte Zivilisation beruht auf Vereinbarungen derart, dass es veruteilenswürdig wäre, dem Nachbarn den Arm abzunagen. Somit hat das ungute Element beim Essen definitiv unterschiedliche Dimensionen. Heißt das, dass ein*e Veganer*in grundsätzlich ethischer is(s)t, als ein*e Fleischesser*in? Das lässt sich vermutlich nicht so eindimensional beurteilen. Das Leben hat ja unterschiedliche Facetten.

Aber is(s)t ein Hähnchenesser ethischer als ein Kannibale? Vermutlich hast Du hier eine klare Tendenz

Genuss ist subjektiv


Es gibt Aktivitäten, die uns Freude bereiten. Bei diesen Aktivitäten hat unser Gehirn gelernt, Hormone und Botenstoffe auszuschütten, die unser Belohnungssystem aktivieren. Menschen ziehen das Gefühl der Belohnung aus unterschiedlichen Aktivitäten. Das reicht von körperlicher bis hin zu psychischer Stimulation. Oftmals sind von Außen zugeführte Substanzen im Spiel, aber auch Aktivitäten, wie Sport, Spiel und Lachen können unser Belohnungssystem aktivieren. All diese Aktivitäten fühlen sich gut an und wir neigen dazu, das mit den positiven Emotionen verbundene Verhalten zu wiederholen.

Genuss in den Vordergrund stellen

Jeder Mensch mag Genuss. Aber die Aktivitäten, die wir mit Genuss verbinden, variieren von Mensch zu Mensch. Die aktuelle Situation des Klimawandels, in der ein emissionsarmes Handeln, Leben und Wirtschaften alternativlos ist, benötigen wir neue Strategien. Eine mögliche Strategie, scheint die Veränderung unserer Art zu kommunizieren zu sein. Eine Kommunikation, die die Menschen zu einer Verhaltensänderung inspiriert, anstatt sie zu verurteilen. Es scheint um ein Vielfaches attraktiver, an seinen Konsummustern zu arbeiten, weil diese Arbeit eine Steigerung von Genuss und Wohlbefinden verspricht, als aus Angst, sozial verurteilt zu werden.

Es wird unser Zeit, unsere gesellschaftlichen Paradigmen in Richtung von achtsamem, subjektivem Genuss zu verschieben.

Genuss begrenzt sich selbst

Genuss ist etwas Wundervolles! Eine wichtige leicht zu evaluierende Erkenntnis über Genuss ist, dass er sich selbst begrenzt. Kein Mensch kann die vierte Tafel Schokolade genießen, wenn er davor bereits drei Tafeln unachtsam in sich hinein gestopft hat. Deswegen ist echter Genuss aber auch nicht leicht. Denn wenn ein Mensch Lust auf etwas verspürt, sei das Schokolade, Wein, Zigaretten, Sex oder ähnliches, ist es besonders schwierig die nötige Achtsamkeit an den Tag zu legen. Die Fähigkeit zum „unguten“ Genuss geht mit einem Bewusstsein über die damit verbundene, notwendige Achtsamkeit einher.

„Ohne Achtsamkeit ist kein wahrer Genuss möglich.“

Fazit

Es gibt meines Erachtens durchaus gesundheitsförderlichen und ethischen Genuss. Diese sind eine Frucht der menschlichen Entwicklung von Bewusstsein und Zivilisation. Er könnte auch als „vernünftiger Genuss“ beschrieben werden. Wir besitzen aber auch einen unvernünftigen Anteil, den wir befriedigen wollen. Dieser ist archaischer Natur. Er kommt vermutlich aus dem instinktiven, tiefersitzenden Teil unseres Primaten-Gehirns. Deswegen ist diese Art von Genuss so schwer zu kontrollieren. Vielleicht geht es darum, die Balance zwischen dem vernünftigen und dem unvernünftigen Genuss zu finden. Denn eins steht fest:

Genuss braucht der Mensch!

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