Bonner Ernährungstage 2019
Bonner Ernährungstage
Vom 03.09. bis zum 05.09.2019 fanden die dritten Bonner Ernährungstage statt. Eine großartige Gelegenheit mal wieder ins Rheinland zu fahren und die Hauptstadt der Ernährungswissenschaften zu besuchen. Während die ersten beiden Tage als Arbeitstagung der deutschen Gesellschaft für Ernährung als Plattform diente, stand Tag drei im Sinne der Bundeszentrale für Ernährung (BZfE). Unterbrochen von einer Abendveranstaltung am Mittwoch, mit gutem Essen und ernährungsphysiologisch ungünstigsten Weißwein, aber dafür jeder Menge Spaß, Genuss und guter Gespräche, waren die drei Tage äußerst bereichernd. Heute berichte ich über die Erfahrungen, die die dritten Bonner Ernährungstage für mich mit sich gebracht haben.
Bonner Ernährungstage
Die Bonner Ernährungstage stellen die Synthese der Interessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Bundeszentrale für Ernährung dar. Sie dienten auch zur Ehrung von Prof. Dr. Ulrike Arens-Azevedo. Eine Person, die ich in diesen drei Tagen sehr zu schätzen gelernt habe. Mit einem Lächeln im Gesicht und einem lustigen Spruch auf den Lippen wirkt sie sehr sympathisch. Arens-Azevedo zeigte allerdings mit ihrer Ansprache am 05.09. auch, dass sie sich tiefgründige Gedanken über die Verknüpfung von Ernährung mit Klimaschutz, sozialen Aspekten und Gesundheit macht und bereit ist, für ihre Überzeugungen einzutreten. So lobte sie mehrfach die Jugendbewegung „Fridays for future“. Nun geht sie in den wohlverdienten Ruhestand und gibt den Staffelstab an Prof. Dr. Jakob Linseisen weiter.
Ernährungsberatung und Ernährungsverhalten im digitalen Zeitalter
Das war das Oberthema der ersten beiden Tage. Bei der Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) wurde intensiv diskutiert, welche Veränderungen, Risiken und Chancen die Digitalisierung für die qualifizierte Ernährungsberatung mit sich bringt. Welche Möglichkeiten bieten mobile Technologien? Was passiert innerhalb der sozialen Medien und welche Veränderungen bringen diese Trends für die Ernährungskommunikation mit sich? Fragen, die wir (noch) nicht abschließend beantworten können. Die Zeit wird uns Aufschluss geben und wir sollten verstehen, dass die Zukunft weder gut noch schlecht sein muss. Die Zukunft ist offen und darf von uns allen gestaltet werden.
„VerumVita® gestaltet eine Zukunft mit, die uns zu gesünderen, nachhaltigeren Alltagsentscheidungen befähigt.“
Optimismus und Zusammenarbeit
Wenn ich mir die Zustände der Welt angucke, die medial vermittelt werden, bekomme ich oft das Gefühl, dass die Ökosysteme unserer Erde und besonders das Klima unrettbar verloren sind. Letzte Woche in Bonn bekam ich allerdings das Gefühl, dass das Bewusstsein der Menschen rasant zunimmt. Die Empfindung, dass wir, zumindest in den Ernährungswissenschaften, zunehmend alle an einem Strang ziehen, war sehr anregend und motivierend.
Alle an einem Strang- das bedeutet ziehen in Richtung Gesundheit, sozialer Umverteilung und Klimaschutz.
Bonner Ernährungstage- Nudging im Fokus
Ganz besonders großartig finde ich, dass das Thema „Nudging“ zunehmend in den Mittelpunkt der ernährungswissenschaftlichen Diskussion gerückt wird. Jahrzehntelang haben wir allein das Individuum in die Pflicht genommen. Mittlerweile erkennen die unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, dass psychologische Einflussnahme, Priming und Nudging einen erheblichen Einfluss auf die alltäglichen Entscheidungen von uns Menschen haben. Dadurch weisen diese Einflussgrößen wahrscheinlich eine Korrelation zu ernährungsmitbedingten Erkrankungen auf. Wie stark diese Korrelation ist, bzw. ob es sogar kausale Zusammenhänge gibt, sollte wissenschaftlich unabhängig eruiert werden!
Alle gemeinsam mit Instrumenten-Mix
Die Bonner Ernährungstage hielten auch eine wichtige Lernerfahrung für mich bereit. Während der Vorträge über Nudging, von Dr. Kai Purnhagen und dem zur Reformulierungsstrategie von Prof. Dr. Pablo Steinberg wurde mir klar, dass ich bislang zu einseitig gedacht habe. Die Regulation von Werbung für potenziell ungesunde Lebensmittel, besonders für Kinder, spielt eine wichtige Rolle. Aber staatliche Eingriffe in die Gesundheit der Bürger*innen ist eine höchst sensible Sache, die wir gut abwägen sollten.
Die Industrie mitnehmen
Gesundheitsförderliches Nudging sollte weiterhin in den Fokus gerückt werden und wir sollten Maßnahmen ersinnen, die die Nahrungsmittelindustrie stärker in die Pflicht nimmt und uns Verbraucher vor psychologischer Einflussnahme schützen. Insbesondere diejenigen, die es sowieso schon schwerer haben als der Durchschnitt sich und ihre Gelüste zu regulieren. Wir kommen aber nicht drumherum, auch die Entscheidungsträger der Nahrungsmittelindustrie mitzunehmen. Um gesünder, nachhaltiger und klimafreundlicher zu leben brauchen wir einen Instrumenten-Mix.
Es steckt zu viel Geld und Einfluss aufseiten der Industrie, als dass wir ihnen einfach den Weg vorschreiben könnten.
Bonner Ernährungstage: Fazit
Wir sind viele und wir wünschen uns alle eine gesunde Zukunft. Für unsere Kinder und für unsere Enkel, aber auch für uns selbst. Um dies zu erreichen, müssen wir viele Dinge verändern. Aber es gibt keine schnelle Lösung, keine Abkürzung. Das ist mir in den drei Tagen klar geworden. Meckern ist nicht genug. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Forschende, Beratende, Verbraucherschützende und auch die Menschen, die in der Nahrungsmittelindustrie tätig sind. Wir dürfen und müssen uns auf unser Mensch-Sein zurückbesinnen und uns von den kurzfristigen Interessen der Shareholder lösen. Nur so können wir gemeinsam gesünder gestalten!
Nicht vergessen: Am 20.09.2019 ist Weltkindertag.